meditation2Mittlerweile habe ich meine ersten Yogastunden mehr oder weniger erfolgreich unterrichtet.

Das Gute ist: die dicksten Klopfer, die einem Yogalehrer in einer Stunde so an Unannehmlichkeiten passieren können, habe ich hinter mir.

Und mittlerweile brauche ich vorher auch keine beruhigenden Bachblütentropfen mehr, sondern freue mich richtig auf die Stunden.
Tage vor meiner allerersten Yogastunde vor einer „echten“ Klasse überkam mich plötzlich eine derartige Nervosität, als ob ich wirklich auf eine große Bühne treten und vor unzähligen Menschen sprechen müsse. Das war voll krass. Eine Freundin riet mir, vorher ein paar Bachblütentropfen einzunehmen – die würden die Aufregung mildern.

Ich ging also sofort in die Apotheke und ließ mich beraten. Obwohl die Apothekerin mir versicherte, dass eine halbe Pinpette vollkommen ausreichen würden, nahm ich vorsichtshalber gleich mal drei so kleine 200 ml Fläschchen mit und begann, mir erst stündlich, dann halbstündlich, dann viertelstündlich und schließlich minütlich ein paar Tropfen zu verabreichen. Tatsächlich war ich dann auch tatsächlich angenehm entspannt, als ich meine allererste Stunde in einer großen Turnhalle für einen Sportverein vor sage und schreibe fünf yogainteressierten Menschen antrat. Hach. Herrlich.

Und diese erste Stunde verlief dann ohne größere Zwischenfälle. Ganz entspannend – Yoga eben.

Aber die nachfolgende Stunde hatte es dann echt in sich.

böseIch sollte noch zweiten einen Kurs leiten, der an einem anderen Tag stattfand. Es war in diesem Kurs die erste, alles entscheidende Stunde. Wie heißt es so schön: Es kommt auf den ersten Eindruck an. Voll motiviert begrüßte ich strahlend das doch sehr übersichtliche „Publikum“ und begann bachblütenentspannt meine zweite Yogastunde. Nach einer Weile kam ich gut in Fahrt und es fluppte prima mit dem Einatmen „Arme über die Seite nach oben“ – Ausatmen „Hände vors Herz“, als ich spürte, dass hier irgendwas komisch war. Wir waren noch keine halbe Stunde dabei, als draußen in den Umkleiden der Mob tobte. Abgesehen davon, dass ich so einem Sporthallenkomplex immer der Mob tobt, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Ich bat meine Schüler, noch einen Moment tief nachzuspüren und machte mich auf den Weg, um zu schauen, was da wohl draußen auf dem Flur los war … Tür auf – Schreck! Da steht eine Fitnesstrainierin a la Kati Karrenbauer vor mir. Alles steinhart. Auch das Gesicht. So streng und regungslos hätte selbst Lehrer Lämpel von Max und Moritz nicht gucken können. Die glotzt mich an und raunzt „Seid ihr bald fertig“. Ich war total perplex und antwortete ihr mit einem freundlichen „Nein“ und erklärte, dass der Kurs noch eine halbe Stunde gehen würde und ob es wohl möglich wäre, die Lautstärke etwas zu drosseln. Fehler. Grober Fehler. Dafür musste man nicht hellsichtig sein, das zu Erkennen.

Was tun? Tür einfach wieder schließen, schlechte Gedanken loslasssen, aber Kati Karrenbauer und ihre Fitnesscrew drängten schon rein und brülltenschlecht_gelaunt rum, sie würden hier schon seit 10 Jahren um diese Zeit Fitness machen – das, was wir hier veranstalten würde, wäre ja wohl das Letzte. Ich versuchte zu erklären, dass wir ein neuer Kurs sind und er für genau diese Zeit ausgeschrieben ist, aber ich kam hier nicht zu Wort …

Nicht, das Kati Karrenbauer allein schon ziemlich furcheinflößend war, ihr kam dann auch noch ein ähnlich durchtrainiertes Mambullaweib mit Mundwinkeln bis zur Fußsohle zu Hilfe, die völlig außer sich war und rumkeifte, dass sie schließlich Geld für die Vereinsmitgliedschaft zahlen würde und ein Anrecht auf diese Stunde hätte. Diese Stimme ging durch Mag und Bein und spätestens jetzt war die hat erarbeitete Yogaerholung bei meinen Teilnehmern dahin. Meine Yoginis waren umzingelt von unzähligen bitterbös blitzenden Augen, während ich hilflos versuchte, noch einen Kompromiss auszuhandeln – um die Stunde wenigstens noch abgerundet beenden zu können. Aber Kati Karrebauer und ihr Gefolge waren gnadenlos. Schließlich habe man den Vereinsbeitrag gezahlt. Püh. Uns blieb nur ein: die Flucht. Gegen diese Kratzbürsten waren wir machtlos.

Ich wäre vor Scham wirklich am Liebsten im Erdboden versunken, obwohl es natürlich nicht meine „Schuld“ war, sondern einfach ein Fehler in der Hallenbelegung …
Naja, zum Glück waren die Mädels sehr locker und nahmen es mit Humor. Über den zweiten „Klopfer“ berichte ich dann die Tage …