Während die meisten Yogastile eher aktiv sind und der Fokus auf die Stärkung und Dehnung der Muskulatur liegt, ist das Praktizieren von Yin Yoga passiv. Durch das lange Halten einzelner Positionen werden dabei auch die Faszien schonend gedehnt. Es kommt vor, das Yin Yoga auch als Faszienyoga bezeichnet wird, wobei das eigentlich nicht ganz korrekt st. Es gibt im Yoga verschiedene Möglichkeiten, die Faszien zu stimulieren, Yin-Yoga ist eine davon …
Das ist für mich ein positiver Nebeneffekt, denn Yin Yoga liebe ich aus einem anderen Grund: es schult den Blick nach innen!
Merkmale von Yin Yoga
Durch das passive Hineinsinken und Halten einer Position dürfen die Muskeln entspannen und die Faszien werden gestreckt. Und ganz nebenbei entspannen sich hier neben den Faszien auch der ganze Körper und der Geist. Zudem werden unterschwellige Spannungen in den inneren Organen gelöst.
Ein besonderes Merkmal im Yin Yoga ist der runde Rücken. Während im dynamischen (Yang)Yoga der Rücken ganz bewusst gerade gehalten wird, um Kraft aufzubauen, trägt der passive Rundrücken zu der gewünschten Dehnung des Bindegewebes bei und hilft allgemein beim Loslassen.
Es werden ganz achtsam verschiedene Haltungen eingenommen und mindestens drei Minuten gehalten. Das kann langsam gesteigert werden … Hierfür können, dürfen und sollen alle möglichen Hilfsmittel wie Decken, Kissen, Bolster, Blöcke und Gurte verwendet werden. Ich mache es mir immer so gemütlich wie möglich und lasse mich mit meinem Körper dann nur soweit in die Position „hineinzugleiten“, dass es sich noch gut anfühlt. Ein leichter, angenehmer Dehnungs“schmerz“ darf natürlich sein – es muss sich eben stimmig anfühlen. Falscher Ehrgeiz (nicht nur im Yin-Yoga) Fehl am Platz. Im Yin Yoga geht es mir darum, bewusst das Tempo und auch potentielle Erwartungen rauszunehmen und einfach eins zu werden, mit dem was ist.
Durch dieses passive Annehmen lassen wir automatisch mehr und mehr los, Anspannungen, Verspannungen und Schmerzen lösen sich auf …
Yin Yoga – wundervoll, aber es braucht etwas Übung
Als ist das erste Mal mit Yin Yoga in Berührung gekommen bin, habe ich tatsächlich die Yogastunde verlassen, da ich an diesem Tag keine Ruhe dafür fand.
Dabei hört es sich so einfach an: eine bestimmte Körperhaltung einnehmen, sich in die Asana hinein entspannen und dann den Atem frei fließen lassen …
Von wegen: gerade wenn es „ruhig“ wird, ist es oft da, dieses Geplänkel im Kopf: Habe ich die Kaffeemaschine ausgemacht? Was soll ich heute kochen? Warum war die Kollegin heute so kurz angebunden? Ob mein Liebster wirklich auf Geschäftreise ist? Diese Haltung ist so unangenehm. Wann ist das hier vorbei ….“
Und kaum darf man sich aus einer Haltung lösen, geht es in die nächste hinein und ehe man sich versieht, geht das Geplapper oben weiter ….
Das ist erstmal alles, nur nicht entspannend!
Wer wenig Erfahrung mit Meditations- und Achtsamkeitspraxis hat, der wird sich mit diesem ruhigen, passiven Yogastil wahrscheinlich erstmal schwerer tun … Da kann eine Stunde schon echt lang werden!
Daher mein Tipp: Beginne erstmal „nur“ mit ein, zwei Übungen und steigere dich dann langsam. Suche dir einen Fokus aus, z.B. den Atem und versuche dann, während der Praxis dabei zu bleiben. Du kannst dir einen Fokus für die gesamte Praxis auswählen, oder aber gerne auch den Fokus mit jeder neuen Haltung ändern. Schaue, was für dich passt!
Kein Yin ohne Yang
Yin und Yang sind zwei Kräfte innerhalb der Dualität unserer Welt und können daher nicht getrennt werden. Während Yin eher Attribute wie Passivität, Weiblichkeit, Leere zugeordent werden, steht Yang für Aktivität, Männlichkeit und Fülle. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar – sie gehören zusammen und sind miteinander verschlungen. Yin Yoga soll daher keinesfalls in Konkurrenz zu den aktiven Yang-Stilen stehen, sondern diese vielmehr ergänzen.
Ich praktiziere Yin-Yoga allerdings gerne als Alternative zur Meditation. Genau genommen ist Yin-Yoga für mich Meditation, nur eben nicht im Sitzen, sondern in verschiedenen anderen Positionen.
Was ist deine Erfahrung? Ich freue mich sehr über dein Feedback!
Namaste!
Kerstin
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