„Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen.“ Albert Schweitzer

Und das HAT meine liebe Oma. Spuren hinterlassen. Unendlich viele Spuren von Liebe.

Und durch diese Liebe, die sie so großzügig verschenkt hat, wird sie immer da sein, denn Niemand den man liebt, ist fort. Die Liebe ist immer da!

52 Jahre hatte ich meine wundervolle Oma an meiner Seite. Ein wahrer Segen für mich, denn ich habe viel von ihr lernen dürfen. Sie war mein persönlicher Guru und wird es immer bleiben.

Egal, was ich ausgefressen hatte, meine Oma hat mir immer gezeigt, dass ich, so, wie ich nunmal bin, geliebt werde.

Egal, mit was für Geschichten ich zu ihr kam, sie hatte immer ein offenes Ohr – für mich und auch für andere. Meine Oma hatte die Gabe, wirklich zuhören zu können – etwas, was heute kaum noch jemand kann.

Egal, mit was oder wem ich um die Ecke gekommen bin, sie hat über nichts und niemanden voreilig geurteilt.

Egal, wie schlimm oder ausweglos mir etwas im jeweiligen Augenblick schien, sie hat mir immer Mut gemacht. So auch die letzten Monate. Ich gebe nicht immer so viel auf die Meinung anderer Leute, aber wenn Oma gesagt hat, „Alles wird gut“, dann habe ich das geglaubt und dann wurde auch alles gut.

Obwohl sie selbst nie viel besaß, hatte Omi immer etwas für andere übrig. „Ich habe alles was ich brauche“ sagte sie. „Ich habe genug. Ich bin zufrieden“.

Das mag sich für viele unspektakulär anhören, denn „genug“ ist nicht gerade der „Jackpot“ im Leben und „Zufrieden“ hört sich für viele beinahe langweilig an.

Zufriedenheit ist eine Eigenschaft, die innerhalb unseren heutigen Gesellschaft im Streben nach MEHR – mehr Anerkennung, Erfolg, Spaß, Aktion, Gesundheit, Liebe und Geld in Vergessenheit geraten ist. Und beim Streben nach mehr und immer mehr ist vielen Menschen Nichts genug.

Dabei ist Zufriedenheit großartig, denn es bedeutet, dass wir mit uns selbst und unserem Leben im Einklang sind. Zufriedene Menschen sind nicht ständig damit beschäftigt, anderen etwas zu neiden, über den Lauf der Dinge zu Hadern, mit sich und anderen im Groll zu sein, ständig mehr erreichen zu wollen oder mehr haben zu müssen. Zufriedene Menschen feiern das Leben, so wie es eben ist.

Und das hat meine Oma! Sie hat so gerne gelebt und viel gelacht.

Natürlich war nicht immer alles ein Spaziergang. In den 96 einhalb Jahren hat sie einiges mitgemacht. Die Kriegsjahre, bittere Armut, Krankheit. Sie hat so viele Menschen gehen lassen müssen, ihren lieben Mann August, meinen Opi und nicht zuletzt ihren geliebten Sohn, meinen Papa.

Aber an alldem ist sie nicht zerbrochen. Sie hat es getragen, genau wie die Schmerzen, die mit dem Alter nicht weniger wurden.

Trotz alldem ist Omi nie in Bitterkeit verfallen und hat weiter gemacht – sich an dem erfreut, was sie noch hatte. War dankbar für das, was sie konnte.

Ja, meine Oma war zufrieden. Eine bewunderswerte Eigenschaft, mit der sie sich selbst das größte Geschenk gemacht hat, denn ihr Herz war nie verschlossen.
Mit ihrer Zufriedenheit hat sie wahres Glück und Freude erfahren dürfen und sich bis zum Schluss ein erfülltes Leben bewahrt.

Am Ende war sie müde und wollte nach Hause – dorthin, wo so viele schon auf sie gewartet haben. Und ich bin mir sicher: da oben wird jetzt gefeiert!

Meine Oma starb in der Mittagsstunde des 14. Dezembers in ihrem eigenen kleinen Haus. Selbstbestimmt. Leise. Bescheiden. Friedvoll. So wie sie immer lebte.

Und was sie hinterlässt, ist einfach nur ganz viel Liebe und die tragen wir für immer in unseren Herzen.

 

Ewig deine