Das vierte Chakra ist das Herz- oder Anahata-Chakra. Es sitzt zwischen Brustbein und Brustwirbelsäule auf der Höhe des Herzens und verbindet uns mit dem Element Luft. Es liegt im Zentrum des Chakra-Systems und in ihm sind die drei unteren physisch-emotionalen und die drei oberen geistig-spirituellen Zentren miteinander verbunden.

Das Herzchakra steht für die Menschlichkeit in uns, für Eigenschaften wie Liebe, Mitgefühl, Hingabe und Güte. Ihm wird Grün – die Farbe der Hoffnung – und der Tastsinn zugeordnet, was im übertragenenen Sinne meint, „mit Dingen in Berührung zu sein“ oder „uns im Herzen berühren lassen“.

Ein blockiertes Herzchakra hängt häufig damit zusammen, dass unser Vertrauen verletzt worden ist. Eine starke Enttäuschung oder tiefe Trauer gehen damit einher. Das Herz wurde verletzt und aus Angst vor erneuten Kränkungen bauen Menschen gerne eine Mauer um ihr Herz auf, um es zu schützen. Auch wenn wir selbst anderen schmerzvolle Dinge angetan haben, kann das Verdrängen zu einer Blockade im vierten Chakra führen.

Ein blockiertes Herzchakra kann sowohl körperliche als auch seelische Beschwerden wie Depressionen, Angstzustände, Atemberschwerden, Herzerkrankungen, Rücken- oder Schulterschmerzen oder ähnliches zur Folge haben.

Ein Mensch mit einem gesunden Anahata-Chakra strahlt aus dem Herzen heraus, er ist geduldig und nimmt nichts persönlich. Anahata – das steht für die universelle, bedingungslose Liebe – und die zeichnet sich durch die Annahme aller Facetten anderer Menschen und des Lebens aus.

 

Mit Yoga dein Herz öffnen!

Um das vierte Chakra zu beleben, sind alle Rückbeugen ideal. Sie werden auch „Herzöffner“ genannt, weil sie den Brustkorb weiten und uns für das Leben und die Leichtigkeit öffnen. Rückbeugen stärken physisch gesehen die Körperrückseite, öffnen den Brustraum und fördern die Beweglichkeit des Schultergürtels. Auf emotionaler Ebene öffnen sie das Herz und sind richtige Glücksmacher. Da diese Übungen zum Teil sehr intensiv sind, erfordern sie auch Mut, da durch die intensive Öffnung ein Gefühl der Schutzlosigkeit entstehen kann. Trau dich und öffne dein Herz! Schaffe Platz für eine neue Leichtigkeit und lasse die schweren Mauern bröckeln ..

Aber mit Bedacht! Denn bei intensiven Rückbeugen wie dem ganzen Rad oder auch dem Kamel ist es sehr wichtig, dass du dich vor der Praxis wirklich gut aufwärmst und dich mit kleinere Herzöffnern (z.B. Kobra oder die Heuschrecke) einstimmst, bevor du dich in diese intensiven Asanas hinein begibst. Intensive Herzöffner solltest du zu Beginn nur unter Anleitung eines erfahrenenen Yogalehrers ausprobieren.

Pranayama: Herzatmung

Komme in Sukhasana, den bequemen Schneidersitz und richte dich hier erstmal gut ein. Deine Sitzbeinhöcker sind gut geerdet und der Rücken ist aufgerichtet. Beobachte für ein paar Augenblicke deinen Atem. Komme an. Und dann lege die Hände auf den Brustbereich und schicke den Atem in die Herzregion. Spüre ganz bewusst die Weite. Allein mit dem Atem ist es möglich, dein Herz zu öffnen und so neuen Raum zu schaffen. Spüre, wie du mit jeder Einatmung offener und Weiter wird und wie mit der Ausatmung alles Schwere von dir abfällt … Praktiziere die Herzatmung solange, wie es es guttut.

Tipp: Besonders effektiv ist die Herzatmung mit einem Partner. Setzt euch Rücken an Rücken, Herz an Herz und führt dann diese Übung gemeinsam durch. Sehr stärkend!

 

Asanas zur Öffnung Deines Herzens

Zum Aufwärmen: Schulterbrücke – setu bandhasana

Du liegst auf dem Rücken und deine Füße sind aufgestellt, die Beine etwa hüftbreit geöffnet. Deine Knie sind über den Sprunggelenken. Deine Arme liegen locker neben dem Körper. Atme ein, rolle das Schambein zum Nabel und hebe deine Hüfte vom Boden ab. Nimm ausatmend die Hände unter Deinem Rücken zusammen, ziehe die Hände in Richtung deiner Füße und die Schulterblätter zueiander. Das Körpergewicht ist auf den Schultern, Armen und Beinen verteilt, nicht auf dem Nacken. Atme tief in die Brust, weite Deine Rippenbögen.

 

Gestützte Schulterbrücke mit Block

Passive Schulterbrücke: Nimm dir einen Yogablock und stelle ihn hochkant oder quer unter Dein Kreuzbein. Finde vorsichtig die Balance und halte diese Position für einige tiefe Atemzüge. Weite dein Herz.

 

Halbmond-Variation – Anjaneyasana

Beginne im hohen Ausfallschritt und lege das hintere Knie knapp über der Kniescheibe ab. Sinke tief in die Hüften. Mit der nächsten Einatmung ziehe dich im oberen Rücken lang und beuge dich nach hinten. Schiebe ausatmend das Steißbein nach unten und beuge dann das hintere Bein. Greife – wenn du magst – den Fuß mit der Hand derselben Seite und drehe dabei die Schulter nach außen auf. Richte den Oberkörper nach vorn aus und hebe den Ellbogen an. Wenn du kannst, dann sinke tiefer in die Hüften und schiebe das Steißbein noch weiter nach unten. Mit der nächsten Einatmung beugst du dich aus dem oberen Rücken heraus nach hinten auf und ziehst in der Ausatmung den Fuß in Richtung Kopf .

Alternativ das hintere Bein am Boden lassen, tief in die Hüfte sinken und die Arme hinter dem Oberkörper verschränken – dein Blick geht zum Himmel.

 

Das ganze Rad – urdhva dhanurasana

Beginne in der Schulterbrücke (siehe oben) und lege deine Hände neben die Ohren, deine Finger zeigen zu den Schultern. Die Hände liegen flach auf, deine Ellbogen ziehen nach innen zu den Ohren. Mit der nächsten Einatmung drückst du in die Füße und die Arme und hebst dich nach oben. Einsteiger können einen Zwischenstopp auf dem Kopf / der Kopfeskrone machen und die Hände noch einmal auskorrigieren. Mit der nächsten Einatmung streckst du dann die Arme soweit durch, dass dein Kopf vom Boden abhebt und du dich ganz durchdrückst. Versuche, den unteren Rücken so stressfrei wie möglich zu halten und die Wirbelsäule so gut wie möglichst zu entlasten, indem du dein Steißbein nach vorne schiebst und deine Bauchmuskulatur die ganze Zeit aktiv hältst. Die Oberschenkel ziehen nach innen zueinander. Halte diese Position für ein paar tiefe Atemzüge.

Um aus dieser Pose wieder heraus zu kommen, bringst du das Kinn Richtung Brust und lässt dich langsam wieder auf den Boden sinken. Deinen Hinterkopf legst du auf dem Boden ab und rollst dann Wirbel für Wirbel langsam nach unten.

Variante: Wenn du geübt bist, kannst du gerne versuchen, mal ein Bein auszustrecken

Das Kamel – Usthtrasana

Komme in den Kniestand, die Beine sind hüftweit geöffnet. Zur Unterstützung der Kniee kannst Du die Matte doppelt legen. Platziere deine Hände auf dein Gesäß, drücke die Oberschenkel und das Schambein nach vorne. Schiebe dann dein Steißbein vor, setzte Uddiyana Bandha und rolle die Schultern nach hinten und unten. Lasse den Rücken lang – die Kraft dieser Rückbeuge kommt aus den Beinen. Halte die Beine aktiv, drücke die Unterschenkel und die Füße in den Boden. Versuche nun, mit den Händen die Fersen zu greifen. Du kannst hier auch gerne deine Blöcke zur Hilfe nehmen.

 

Meditation

Begib dich in einen aufrechten Sitz deiner Wahl. Finde dich hier in Ruhe ein und beobachte für eine Weile den Atem. Dann richte die Aufmerksamkeit auf dein viertes  Energiezentrum, dass sich in der Höhe des Herzens in der Mitte der Brust nach vorne hin öffnet. Verweile dort, ohne Absicht, ohne Erwartungen. Nimm einfach wahr, wie es sich hier anfühlt. Deine reine Aufmerksamkeit bewirkt eine sanfte Belebung des Herzchakra. Spüre, wie es hier leicht vibriert und wie sich nach und nach ein grünes, hell leuchtendes Licht entfaltet. Diese wunderbaren Schwingungen lassen das Licht immer kraftvoller werden. Das heilende grüne Licht durchflutet dich und hüllt dich in Liebe. Wenn du magst, dann stärke diese Visualisierung mir der Affirmation „Ich vertraue“, „Ich bin voller Liebe“ oder „Ich bin voll liebender Güte und Mitgefühl“. Verweile hier, so lange es dir gut tut.

 

Im Alltag

Übe dich in Vergebung. Vergib anderen, was sie dir angetan haben, aber vergib auch dir selbst für das, was du dir und anderen angetan hast. Lasse Schuld los, lasse die Opferrolle los. Übe Yoga – am besten Herzöffner – und im Idealfall an der frischen Luft. Lasse dir den Wind um die Nase wehen und versuche, mehr loszulassen und weniger anzuhaften. Und wann immer es passt – lasse dich berühren – körperlich und mental. Öffne dein Herz!

 

 

Namaste!