Enttäuschung und Wut  – das sind Gefühle, die man nicht wirklich braucht. Wenn die auftauchen, ist Ärger vorprogrammiert. Ich bin zwar mittlerweile schon auf der Hut, aber manchmal schleichen sie sich klammheimlich und förmlich aus dem Nichts an und sorgen für nichts als, genau: Ärger …

Neulich zum Beispiel hatte ich mündliche Abschlussprüfung zur Social Media Managerin. Ich hatte mich gut vorbereitet und bin positiv gestimmt zur Prüfung gefahren, die dann völlig anders ablief, als ich es erwartet habe.

Statt einer gemütlichen Fragerunde, bei der sich die Prüflinge gegenseitig etwas unterstützen und ggf. auch mal eine Frage schieben können, gab es für jeden Prüfling aus der gesamten Materie acht Fragen, die er auf jeden Fall beantworten musste. Kein Tauschen möglich. Tja, und bei diesem Fragenroulette war mir an diesem Tag das Glück einfach nicht hold. Bereits die erste Frage konnte ich nicht beantworten, weil – ach, das ist letztlich egal. Ebenso erging es mir mit einer anderen Frage. Das hat mich leider derart aus dem Konzept gebracht, so dass ich auch die anderen Fragen nicht so souverän beantwortet habe, wie ich es gekonnt hätte.

Wir haben die Wahl, wie wir uns fühlen ...

Wir haben die Wahl, wie wir uns fühlen …

Ich habe die Prüfung am Ende zwar knapp bestanden, aber Freude kam keine auf. Ich war erst einmal viel zu sehr damit beschäftigt, die Situation zu analysieren, die Schuld im Prüfungssystem und bei den Prüfern zu suchen und mich ganz fürcherlich zu ärgern. Nachdem ich meine Wut in einer massiven Kritikflut herausgelassen hatte, blieben Enttäuschung und ein paar Tränen zurück. Ich hatte mich so gut vorbereitet und dann das! Mein innerer Kritiker hat sich auch wieder lautstark zu Wort gemeldet und mir in aller Ausführlichkeit und Behaarlichkeit mitgeteilt, dass ich die schlechteste aus dem gesamten Social Media Kurs bin und dass das mehr als peinlich ist.

Der Abend war irgendwie, naja, hätte netter sein können.

Ich war mir zwar bewusst, dass das jetzt wieder ein Kampf mit meinem inneren Plappermaul ist, das keine Gelegenheit ausläst, mich bis ins Kleinste zu kritisieren und schlecht zu machen – aber es ist mir nicht so schnell gelungen, es zum Schweigen zu bringen.

Mittlerweile habe ich den Schalter umgedreht, ich habe den Titel und der Rest ist doch irgendwie egal, oder? Und selbst, wenn es nicht gereicht hätte: so what? Ich weiß, was ich kann, hatte viel Spaß und habe viele nette Menschen kennengelernt.

Was bleibt, ist der Ärger darüber, dass ich ihn, also den Ärger, nicht früher abschalten konnte. Daran werde ich die nächsten Monate nochmal ganz hart arbeiten. Und ein paar gute Idee, wie ich meinem inneren Kritiker frühzeitig entlarven und das Maul stopfen kann, habe ich schon ;-).

 

Kerstin Klimenta